Hermann Hesse - Das Glasperlenspiel
Dienst
Im Anfang herrschten jene frommen Fürsten,
Feld, Korn und Pflug zu weihen und das Recht
Der Opfer und der Maße im Geschlecht
Der Sterblichen zu üben, welche dürsten
Nach der Unsichtbaren gerechtem Walten,
Das Sonn' und Mond im Gleichgewichte hält,
Und deren ewig strahlende Gestalten
Des Leids nicht kennen und des Todes Welt.
Längst ist der Göttersöhne heilige Reihe
Erloschen, und die Menschheit blieb allein,
In Lust und Leides Taumel, fern vom Sein,
Ein ewiges Werden ohne Maß und Weihe.
Doch niemals starb des wahren Lebens Ahnung,
Und unser ist das Amt, im Niedergang
Durch Zeichenspiel, durch Gleichnis und Gesang
Fortzubewahren heiliger Ehrfurcht Mahnung.
Vielleicht, daß einst das Dunkel sich verliert,
Vielleicht, daß einmal sich die Zeiten wenden,
Daß Sonne wieder uns als Gott regiert
Und Opfergaben nimmt von unsern Händen.
Worship
In the beginning was the rule of sacred kings
Who hallowed field, grain, plow, who handed down
The law of sacrifices, set the bounds
To mortal men forever hungering
For the Invisible Ones' just ordinance
That holds the sun and moon in perfect balance
And whose forms in their eternal radiance
Feel no suffering, nor know death's ambience.
Long ago the sons of the gods, the sacred line,
Passed, and mankind remained alone,
Embroiled in pleasure and pain, cut off from being,
Condemned to change unhallowed, unconfined.
But intimations of the true life never died,
And it is for us, in this time of harm,
To keep, in metaphor and symbol and in psalm,
Reminders of that sacred reverence.
Perhaps some day the darkness will be banned,
Perhaps some day the times will turn about,
The sun will once more rule us as our god,
And take the sacrifices from our hand.
Hermann Hesse – The Glass Bead Game